EXPEDITIONSNOTIZEN

Auf den ersten Blick gibt nur mehr wenig unerforschtes Gebiet auf unserer Erde. Die Zeit der großen Expeditionen ist vorbei. Was bleibt, ist ein genaueres Hinschauen auf das Nahe, Banale, Alltägliche. In Anlehnung an ExpeditionszeichnerInnen im vorfotografischen Zeitalter, entstand eine Dokumentationsreise in die „Wiener Stadtwildnis“, eine unbebaute Fläche, die von Gemeindebauten und Tennisplätzen umgeben ist. Eigentlich nichts weiter, als der Weg von a nach b, ein bisschen verwachsen, ein bisschen Gestrüpp, sehr beliebt als Hunde-Gassi- Route. Das Kuriose an diesem Gebiet ist seine Deklaration als Wildnis, bedingt durch ein Schild der Stadt Wien. „Stadtwildnis - Diese Stadtwildnis ist eine der letzten naturbelassenen Landschaften im dichtverbauten Bereich des 3. Bezirks und beinhaltet das Naturdenkmal 752-Donauprallhang. Bitte begehen Sie nur die mit Pflöcken markierten Wege.“
Begonnen nur wegen der Absurdität des aufgestellten Schildes, erschloss sich bald eine viel größere Welt alltäglicher Wunderlichkeiten. Verborgen zwischen Gestrüpp ganze Wohnblocks für Wildkatzen, gebaut aus Müll und Ikea Kästen, Briefe an die Nachbarn und geheime Verstecke von Obdachlosen, ganze Lagerstädten aus Gewand, Dosen, Flaschen, Exkremente und Make-up Tuben. Die Zeichnung als Mittel der Forschung wurde zum Stilmittel. Durch die Aneignung einer scheinbar wissenschaftlichen Arbeitsweise gelang es, den Fokus auf das Unscheinbare zu richten und die Schönheit und auch das schockierende Elemente des Banalen in den Mittelpunkt zu rücken. Es entstanden naturalistische Kugelschreiberzeichnungen auf Aquarellpapier. In Schaukästen sind Fundstücke aus der Wildnis zu sehen. Als Referenz zur musealen Münzensammlung liegen in weißen Samt gebetet, beleuchtete Müllstücke.


At first glance there are no more unexplored parts of our planet. The time of big expeditions is over. What remains is taking a closer looking at the near, banal and everyday life. Invoking the expedition artists of an age before photography, this documentary of “Viennese urban wilderness” investigates an area of ground free from buildings which is surrounded by housing projects and tennis courts. Hidden between weeds stray cats have settled in structures built from debris, discarded Ikea furniture and letters to neighbours. Clothes, cans, bottles, make-up containers and faeces hint at the homeless.
The scientific drawing becomes a stylistic device. Through the appropriation of a seemingly scientific method the focus is drawn to the inconspicuous, in an attempt to capture the beauty and the shocking element of banality.
The results are naturalistic ballpoint pen drawings on watercolour paper. Display cases present found objects from the wilderness. In reference to museum coin collections pieces of debris are resting on white, brightly lit velvet.